Sonntag, 26. August 2012

札幌で遊びに行った - Hokkaido lässt grüßen

Ino's Place - mein derzeitiges Hostel

Wir beginnen diesen aufregenden Eintrag damit, dass ich wieder mal jemanden im Hostel kennen gerlent habe. Handelte sich dieses Mal wieder um einen Australier (dieses Pack, ist auch überall... ;P). Kyle arbeitete auf einem Weingut in Südaustralien, also eher vom Lande, und war 20 Jahre alt. Also, um genau zu sein IST er noch 20, aber er hat das Hostel bereits verlassen und wird deshalb in meinem Universum nur noch mit der Vergangenheitsform genannt.
Da wir dies nun geklärt hätten:
Wir machten uns sogleich aus, am nächsten Tag zusammen das Biermuseum und die Sapporo Factory anzusehen (von der wir dachten, es handelt sich dabei um eine Bier-Brauerei). Gegen 1 war's dann auch endlich soweit und wir stiegen sogleich in die nahe U-Bahn ein, 3 Stationen weiter wieder aus und waren laut Karte auch sogleich nur noch 200 Meter von der Factory entfernt. Als wir diese erblickten, dauerte es eine Weile, sie überhaupt erst wahrzunehmen. Nein, es war keine Bier-Fabrik; ja, der Name kommt allerdings von einer alten Bier-Brauerei auf diesem Platz. Aber alles in allen handelte es sich dabei um ein Einkaufszentrum. Ein eher edles, aber mit herrlicher Aula und einem Teil, in dem man die verschiedensten in Sapporo hergestellten Dinge beäugeln, begrabschen, und natürlich auch kaufen konnte. Zudem fanden wir dann auch noch den alten Schornstein und ein Ziegelhaus, in dem noch immer Bier gebraut wurde. Wenn man dies mit bedenkt, hatten wir ja gar nicht so unrecht mit unserer annahme.
Alte, westliche Gebäude inmitten einer japanischen Stadt wirken etwas merkwürdig, regelrecht unecht. Das Haus an sich war aber durchaus schön. =)




Aber danach wollten wir dann doch etwas mehr von dieser Köstlichkeit wissen, die man in gewissen Ländern als "Bier" bezeichnet. Auf auf zum Biermuseum! Dauerte auch nicht lange, bis wir es gefunden hatten. Gleich mal die erste Überraschung: war gratis!

Dann die zweite Überraschung: alles ausschließlich auf Japanisch, keine Englischen Fakten etc. Ooookay, sehn wir uns halt all die Bilder und Ausstellungsstücke an, und wenn ich was finde, dass mich wirklich anspricht, versuch ich halt mal den Text zu übersetzen. Hatte zur Not auch meinen DS samt Übersetzungssoftware mit an Bord. Wir kämpften uns also durch 2 Stöcke voller Bierflaschen, Bildern, Postern und unheimlich süße Skulpturgärten, durch welche gezeigt wurde, wie Bier hergestellt wurde, und zwar auf eine überaus süße Art. Die Japaner verstehen was von interessanten Aufmachungen in Museen, das hab ich schon gemerkt.
Letztendlich gings dann in die Tasting-Hall, wo man um einen günstigen Preis eine kleine Kostprobe des Sapporo Biers... nun ja, kosten durfte. Das haben wir uns nicht zwei Mal sagen lassen, uns ein kleines Bierchen bestellt, ne kleine Packung Snacks dazubekommen, uns hingesetzt, ausgetrunken, und schon gusterte es uns nach MEHR!









Keine 20 Meter weiter gings dann also ab in den Sapporo Bier Garten, einer großen Halle mit vielen Tischen, auf denen kleine, runde BBQ-Griller standen. Mir wurde schon zuvor gesagt
, dass es sich dabei um die Grillplatten der bekannten Sapporo Spezialität "Dschingis Khan" handelt. Wir wurden sofort zu einem freien Tisch gebeten und bekamen Plastiktaschen um unsere Rucksäcke zu verstauen, damit sie nicht vom Fett bespritzt werden. Nette Idee.
Um nicht all zu lange aufs Essen warten zu müssen, entschieden wir uns sofort für eines der möglichen Menüs und kurze Zeit später wurden uns auch gleich 2 Platten mit Gemüse (Bambussprossen, Avocado, Kohl und Zwiebeln) und 2 Platten mit Lammstreifen serviert. Gott, sah das lecker aus! Noch kurze Instruktionen, wie das Essen auf den Grill aufzulegen war, und dann konnte es auch schon los gehen!
Moment, nein, da fehlt natürlich noch was! Wir waren in einem Bier Garten, also musste natürlich ein Bier her. Während ich mich für ein Maß Classic Sapporo entschied, war Kyle mit dem 0,5l Krug etwas genügsamer. Aber noch bevor wir für unseren ersten Schluck ansetzten konnten, wurden wir gefragt, ob wir nicht doch lieber 飲み放題 (nomihoudai - so viel trinken, wie man möchte) auswählen wollten. Da es sich dabei um 100 Minuten handelte und mit 1600 Yen nur um 600 Yen teurer war als mein bestelles Maß blieb uns ja fast nichts anderes über. ;)
So kamen alle 15 Minuten jemand an den Tisch und fragte, ob man noch etwas trinken wollte. Feiner Service. Die Bierkarte wurde zunächst von oben nach unten durchprobiert - man muss doch einen Vergleich zu bestehenden Bieren aus Österreich ziehen können - danach gesellten sich noch ein heißer und ein kalter Sake hinzu und als wir dachten, wir hätten die 100 Minuten voll ends ausgeschöpft, wurde uns sogar noch NACH der abgelaufenen Zeit ein Bier hingestellt. YES!
Das Essen war auch Hammer! War bis dato mein teuerstes Essen gehen, aber das hat sich SOWAS von gelohnt!

 Vorher...

 ...mittendrin...

...nachher
Die kurze Geschichte unseres Essens

Etwas beschwipst, aber noch gut zu Fuß, stapften wir noch zum 札幌時計台 (Sapporo tokeidai = Sapporo Uhrturm) wo es einige Schreckminuten gab, als ich plötzlich in meine Hosentasche griff, aber keine Kamera ertasten konnte. Eine kurze Suche später konnt ich sie jedoch einfach auf dem Gehweg liegend bergen. Niemand hatte sich auch nur getraut sie zu berühren. Hatten die alle Angst oder waren sie einfach nur unglaublich ehrlich?
Schließlich ließen wir die Innenstadt Innenstadt sein und fuhren zurück nach 白石 (Shiroishi), wo ich unbedingt noch in eine Karaoke-Bar wollte, Kyle jedoch nicht das Geld dazu hatte und schnell zum Hostel lief, um noch welches zu holen. Ich wartete nun gute 10 Minuten (das Hostel war gerade mal ne halbe Minute entfernt), gabs schließlich auf und kehrte auch zurück. Kyle indes wartete im Hostel auf mich. Hatten wohl etwas Kommunikationsschwierigkeiten. Freundete mich darauf noch schnell mit 2 Japanern und einer Koreanerin an und blieb mit ihnen noch bis 3 Uhr in der Früh auf.

Kein "Cheese" oder "Victory" von mir, bastards!

Nächster Tag: Ausnüchterungstag
Tag darauf: machte mir mit (Ayu) aus, wir würden uns gegen 6 beim 中島公園 (Nakajima kouen = Nakajima Park) treffen und etwas Essen gehen. Bis dahin schlenderte ich noch etwas durch die Stadt, sah nochmals den Uhrturm (diesmal nüchtern und ausgiebig), das alte Regierungsgebäude (wieder eine europäische Baute aus roten Ziegeln), kurz das Vergnügungsviertel すすきの (Susukino) und danach noch für ne Stunden den zuvor erwähnten Park. Letzten Endes konnte ich auch den Treffpunkt ausmachen, wo ich sofort Ayu entgegenlief. Sie war nett und hübsch wie eh und je! Und konnte noch immer kein Wort Englisch. =P

Gingen somit zusammen in ein Lokal, bei dem sie bereits reserviert hatte. Natürlich war's wieder ein Dschingis Khan Restaurant, aber da ich das ohnehin schon letztens liebte, wars dieses Mal auch wieder großartig! Unterhielten uns pipifein und nachdem wir kurz über die Beatles sprachen, meinte Ayu, sie kenne da eine Bar, bei der nur Beatles gespielt werden würde. Nichts wie hin! (Ayu zahlte das gesamte Essen und Trinken -.-°)
5 Minuten Gehzeit später kamen wir auch in gesagter Bar an. Wir waren die einzigen Gäste (es war mit 8 Uhr auch ziemlich früh), was uns allerdings nicht davon abhielt die Showeinlage zu genießen. "Showeinlage" hör ich da jemanden fragen? Tjahaa, das war ja das tolle an dem Lokal! Jede Stunde wurde in einer kleinen Ecke live kurze Mitschnitte von den Beatles vorgetragen. Die Typen waren Hammer! Sie spielten atemberaubend gut, hatten ne tolle Englische aussprache und waren auch sonst recht lustig. Was sogar noch besser war: man konnte ihnen einen Zettel mit 3 Liedwahlen geben, die sie immer auch sofort abspielten. Besonders deswegen so unbeschreiblich, da man von der gesamten Diskografie der Beatles seine Songs aussuchen konnte (es gab dafür eine eigene Mappe), bei denen sich auch zwei Deutsche Versionen der Beatles befanden, von denen ich natürlich sofort "Sie liebt mich" auswählte. Komischerweise war ihre Aussprache sehr gut (sie sprachen ansonsten kein einziges Wort Deutsch - oder Englisch =P).
 

Der Akku der Kamera war aus, deshalb gibts nur verschwommene Handy-Fotos; auch der Grund dafür, dass es (noch) keine Bilder von Ayu gibt

Leider musste Ayu bereits um 10 gehen, ich entschloss mich jedoch dafür, noch eine Weile in der Bar zu bleiben. Ayu überreichte mir お土産 (omiyage = Mitbringsel) ihrer Schwester, ich begleitete sie zum Lift und dann durfte ich mein erstes Erdbeben miterleben. War ein seltsames Gefühl, aber irgendwie - ich weiß, wie das klingen mag - wars sehr geil.
Ich kehrte also zurück auf meinen Sessel - die Bude war inzwischen richtig voll - und bestellte mir nochmals ein Nomihoudai für eine weitere Stunde (das letzte hatte schon wieder Ayu bezahlt -.-°!). Nachdem ich mir etwas einsam vorkam, setzte ich mich zu einem jungen Japaner, mit dem ich auch gleich ins Gespräch kam und keine 10 Minuten später, gesellte sich ein älterer Herr zu uns, der uns zuqatschte, jedoch auch alle darauf folgenden Getränke bezahlte.
Nach Türschluss gegen 1 wollte noch niemand nach Hause, also raus aus dem Hochhaus, zwei Ecken weiter ins nächste 居酒屋 (Izakaya = japanische Bar) und weiter gings. Speißen wurden aufgetischt, Getränke eingeschenkt und wieder musste ich keinen Yen davon selbst bezahlen. Ich hatte sooo ein schlechtes Gewissen in jener Nacht, aber immer, wenn ich sagte, ich würde das schon zahlen, meinten sie, sie wären so dankbar, dass ich mit ihnen reden würde, das wäre das Mindeste. ^^ Netter Haufen.
Irgendwann dann stand der ältere von den beiden auf und verließ einfach den Raum. Wir anderen zwei dachten, er sei einfach nach Hause und quatschten so noch gut eine Stunde zu zweit weiter. Schließlich wurden auch wir müde, standen auf und waren gerade auf dem Weg nach draußen, als uns der Barbesitzer nachrannte, mir meine vergessenen Omiyage überreichte und uns ins Hinterzimmer führte, wo der zuvor das Zimmer verlassende Herr ziemlich fertig auf den Stufen saß. Wir halfen ihm auf und schleppten ihn zu einem Taxi. Eigentlich wollte ich danach zu Fuß nach Hause (um 4 gehen keine U-Bahnen), aber da Yusuke meinte, es wäre doch etwas weit, setzte ich mich eben zum ersten Mal in ein Taxi in Japan. War nicht gerade billig (1400 Yen für ein paar Minuten), aber ich war einfach zu fertig und zu müde. Mit dem Taxifahrer ließ sich auch noch ganz gut (japanisch) quatschen.

Heute war ich dann nur etwas in der Stadt. Wollte mir den Botanischen Garten anschauen, der hatte allerdings bereits geschlossen. Immerhin war ich auf dem Weg dorthin durch den Odori-Park gelatscht. War auch ganz schön. Danach bin ich noch rauf auf den Sapporo TV Tower. Für 700Yen wurde mir da echt zu wenig geboten, aber das ein oder andere schöne Foto konnte ich schon schießen.




 
So, und jetzt fahr ich mit Ayu nach 小樽 (Otaru), ihrem Geburtsort und Anlegestelle für die Fähre, mit der ich gekommen war. Man hört sich!

またね!


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