Freitag, 31. August 2012

怠惰になったね - Einiges aufzuholen


Booooah, was waren das jetzt für "stressige" Tage.
Ich komm ja nichtmal richtig zum Computer, und das will schon was heißen, weil für den nimm ich mir normalerweise immer die Zeit. In Sapporo und jetzt auch Sendai geht's ziemlich rund. Das ist das erste Mal seit ich in Japan bin, dass ich wirklich mein Geld ohne Gewissensbisse ausgebe!
Let's begin wo wir aufgehört haben:

Der Tag mit Ayumi in Otaru war herrlich! Trotz anfänglicher Findungsschwierigkeiten fuhren wir dann gemeinsam vom 札幌駅 (Sapporo eki - Sapporo Bahnhof) mit dem Zug nach 小樽 (Otaru). Da Ayu dort für gut 22 Jahre lebte, dachte ich mir, sie würde sich sicher sofort wieder zurecht finden. Naja, man kann sich halt auch ein wenig täuschen.
Wir brauchten etwas Zeit um den richtigen Bus zu nehmen und ein Tagesticket mit Rückfahrt nach Sapporo zu erstehen, aber dann konnte es los gehen! Zuerst mal zum 運河 (Unga), ein kleiner Fluss der parallel zur Küste quer durch die Stadt floss und ein Touristenplatz schlechthin war. Allerdings fast nur für japanische Touristen; Ausländer - wie mich - konnte ich in ganz Otaru nur ganz selten erblicken. War mir nur Recht.
Nach der Unga-Besichtigung stapften wir die Promenade entlang, wo es unzählige von Omiyage-Läden gab. Otaru ist für 3 Sachen bekannt: Bier (haben ne eigene kleine Bierbrauerei), グラス (gurasu - Glas) und オルゴール (orugooru - Spieluhren). Wir begannen zunächst mit den Glas-Läden wo es wirklich schöne Gläser, Schalen, Teller und Figuren gab, die alle mit der Hand - oder in diesem Fall wohl eher mit dem Mund? - angefertigt wurden. Leider schlugen dementsprechend auch die Preise etwas zu Buche, weswegen ich mich tunlichst davor hütete, etwas zu kaufen. Konnte allerdings in einem kleinen Omiyage-Laden dann doch noch das ein oder andere Omiyage für zu Hause finden. Keine Sorgen. ;)
Zu Mittag marschierten wir zu einem klitzekleinen Sushi-Laden, wo es frischen Fisch mit Reis gab. War lecker, nur leider etwas zu wenig. Am Ende der Verspeißung sagte ich dann auch noch "お疲れ様です" (otsukaresama desu - sowas wie "Ich bin fertig mit der Arbeit", aber auch "Das war eine gute Arbeit") anstatt mich bedankend mit "ご馳走様でした" (gochisousama deshita - Danke für das Essen; Es hat sehr gut geschmeckt) zu verabschieden. Herrlich peinlich.
Weiter gings mit dem Bus zu einer kleinen Bucht am Meer. Das war mein erstes Mal überhaupt, dass ich im Japanischen Meer schwimmen durfte, wobei "schwimmen" vielleicht nicht das richtige Wort ist, da mir das Wasser gerade mal zum Bauchnabel reichte. Außerdem war es viel zu warm, ich hoffte ja doch auf eine angemessene Abkühlung. Nichts desto trotz, so hatte ich zumindest meine Badehose nicht umsonst eingepackt.
Ayu machte indessen ein paar Fotos, weil sie mit ihrem verletzten Fuß (sie hatte kürzlich einen kleinen Autounfall) nicht ins Meer durfte. Nach der kurzen Plantscherei reservierte sie mir auch noch einen Platz auf der nächsten Fähre. Wurde leider etwas teurer als erwartet: anstatt den 8000 Yen, die ein Gemeinschaftsschlafplatz kosten würde, musste ich einen 11500Yen-starken Preis für ein richtiges Bett in einem Gemeinschaftsraum bezahlen. Blieb mir ja nichts anderes über und ich stimmte zu (WUCHER!).


Sieht aus wie ne europäische Hafenstadt


Gott, Ayumi ist einfach soooo süß ^^ (Oh, sie ist im übrigen 28)


Nope, schon wieder kein "Cheese" von mir =P


Ich hät die Fotos auch in Italien schießen können, wenn sich da nich das japanische Auto eingeschlichen hätte


Das Meer war unglaublich sauber... aber leider auch unglaublich warm


Ha, gleich am Anfang nen Seeigel gefunden, der genau auf meine hokkaidische Cola-Flasche passte


"Ich mach dir ein Angebot, das du nicht ausschlagen kannst..."

Weiter gings - nach einigen Unklarheiten zwecks richtigen Bus - zu dem bekanntesten Orugooru-Geschäft in Otaru. Das war riesig, das sag ich euch. Und da waren Spieluhren die spielten Rock, Folk, Klassik, Weihnachtsmusik, J-Rock, J-Pop... war alles da! Und die Musik mit der man beschallt wurde, beruhigte einen auf sanfte Weise, sodass man fast am liebsten alles was man sah kaufen mochte. Da schlug jedoch wieder der Preis zu und wir beendeten unsere Omiyage-Suche mit (fast) leeren Taschen. Draußen gabs dann noch ein letztes Schmankerl: eine große Standuhr, die alle Stunden durch einen Dampf-Mechanismus die Schulglocken-Melodie spielte. Wir kamen gerade rechtzeitig und konnten jene vernehmen. Klang gut.


Hälfte des Geschäfts...mindestens


Gibt auch 'n Foto mit mir, aber ich glaub, es ist bereits klar, dass das hier bei weitem schöner ist

Zum Abendessen setzten wir uns in den Otaru Bier Garten, der, was wir erst nach Anblick der Speisekarte kapierten, auf Deutsche Küche getrimmt wurde. Es gab Wiener Schnitzel, Kartoffelsalat, Sauerkraut, Würste... alles, was das Herz begehrte. Wie es der Zufall so wollte sprachen Ayu und ich noch am selben Tag über die Österreichische Küche und ich erzählte ihr vom Schnitzel und vom Radler, den sie unbedingt mal kosten sollte. Den gab es dann natürlich auch auf der Speißekarte und wurde unser 3. Getränk an diesem Abend.
Bis dahin begnügten wir uns mit einer kleinen Deutschen-Platte, bestehend aus Schinken, Bohnen, Nüssen(?) und ... ich glaub es war Leberpastete oder sowas. =P Schmeckte allerdings alles richtig gut. Dann bestellte Ayumi noch nen Kartoffelsalat und ich natürlich ein Wiener Schnitzel (das im Menü allerdings nur als "Schweinskotlett" angepriesen wurde). Alles schmeckte ein weeeenig fad, es fehlte etwas an Gewürzen (besonders an Salz), aber das machte das Bier deutscher Brauart ja dann wieder wett. Da wir draußen direkt am Unga saßen, fuhren unzählige Boote mit Touristen vorbei, mit denen wir immer wieder durch Winken kommunizierten. Die freuten sich wie kleine Kinder darüber, war richtig süß anzusehen.
Gegen 10 am Abend wurde uns dann plötzlich bewusst, dass wir ja noch den letzten Bus gen Sapporo erwischen mussten und sprangen sofort auf und marschierten los zum Bus-Bahnhof (Ayumi bezahlte wieder mal alles -.-°; ihre "Ausrede" war es, dass ich ja der 旅人 (tabibito - Reisender) war und so auf mein Geld schauen musste; wo sie Recht hat...).
Wir warteten noch gut 15 Minuten am Sapporo Bahnhof, bis Ayumi mit ihrem Zug zurück nach 千歳 (Chitose) fahren konnte und verabschiedeten uns. Das war mit Abstand der gemütlichste Tag bis dato!


In Venedig


Der kleine Patzen da unten auf dem Teller soll Kartoffelsalat sein. Haben ihn sogar mit zwei Chips garniert


Trotz Müdigkeit ist dann doch noch ein recht nettes Foto entstanden

Der vorletzte Tag und dieses Mal konnte ich den Botanischen Garten auch wirklich besichtigen. Ein grüner Platz inmitten der lauten Stadt, überwuchert mit Bäumen, Gras und natürlich Blumen. Im Glashaus gab es einige Orchideen zu bestaunen (ich wusste auch nicht, dass Bananenstauden eine Blume haben ô_O) und im Rosengarten... nun ja... Rosen eben. Leider setzte die starke Sonnen den armen Blümchen etwas zu, gut die Hälfte der Rosen waren hoffnungslos verdorren, fast schon ausgebrannt. Da halfen auch die unzähligen herumschwirrenden Gartenarbeiter nichts mehr. Dann gabs da noch den Alpinen Garten, der erinnerte mich stark an die Fauna zu Hause und ich bekamt irgendwie Lust, ein wenig Wandern zu gehen. Vielleicht nach meiner Rückkehr? Vielleicht... wohl ehe rnicht. =P Darauf folgte das älteste Museum Hokkaidos, in dem ein haufen ausgestopfter Tiere ausgestellt wurden, viele davon bereits ausgestorben. Die Häuser im Botanischen Garten waren fast ausschließlich europäischer Bauart, was wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass Sapporo eine recht junge Stadt ist und es dort früher viele Europäer gab. Aber Hokkaido ist mitunter auch die Insel der Japanischen "Ureinwohner", den Ainus, von denen es auch eine richtig interessante - wenn auch wirklich kleine - Ausstellung gab. Das wars auch schon wieder mit dem Tag. Am Abend im Hostel noch mit 3 Japanern ein wenig geplaudert (ich glaub fast, mein Japanisch wird besser...), ein wenig 日本酒 (nihonshu - Sake) eingeschenkt bekommen, Fischnase (seriously!) gegessen und nach einem weiteren Bier ab in die Hapfen.













Schmankerl:


'N Stiegenfoto fürs Schatzal =*


Ich wusste nich, dass Bananenstauden ne Blüte haben ô_O


Das unten sind "normale" ... erm ... Seeblüten? Keine Ahnung wie man die Dinger nennt, aber zumindest hat man nen Vergleich zu dem obigen Monstrum!


Das Waaandern ist des Müüüllers Lust, das Waaandern ist...



Na, schaut's wie er sich freut, der Aigi. Oder erstaunt ist. Oder verblüfft. Oder...

Am nächsten Tag wars Zeit für die Abfahrt. Ich hatte Sorgen, ich müsste schon wieder nach dem Auschecken in der Stadt auf meinen Bus gen 苫小牧 (Tomakomai) warten, von wo weg um 7 die Fähre nach Sendai gehen würde, aber alles kam ganz anders: um 10 wurde ich von Ayumi und ihrer großen Schwester Tomomi mit dem Auto abgeholt und wir fuhren zu einem Onsen, etwas außerhalb von Sapporo. Da wurde zunächst 天そば (Ten soba - Tenpura Soba [Weizennudeln]) geschlemmt, bei dem meine Füße einschliefen, da ich zum ersten Mal über 30 Minuten auf meinen Füßen hocken musste. Gleich darauf für ne gute Stunde in den Outdoor-Onsen. Herrlich erfrischend, ich liebe die japanische Badekultur! Es folgte eine Fahrt zum größten und ältesten Tempel Hokkaidos wo mir beigebracht wurde, wie zu beten ist. Außerdem erstand ich meinen ersten Glückszettel, auf dem zwar 大吉 (daikichi - großes Glück) stand, allerdings auch davon die Rede war, dass im Bezug auf Reisen einige Schwierigkeiten auftauchen könnten... na toll.
Dann noch ソフトアイスクリーム (sofuto aisukriimu - Softeis =)) und 回転すし (kaitensushi - Rollband-Sushi) und dann fuhren sie mich doch tatsächlich auch noch direkt zum Fähren-Terminal und halfen mir beim Einchecken. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass mir schon wieder alles gezahlt wurde. ^^° Die Verabschiedung war etwas traurig, die beiden waren einfach soooo unbeschreiblich nett zu mir gewesen und es hat soooo Spaß gemacht, sich mit ihnen (ausschließlich auf Japanisch) zu unterhalten und zu lachen. Ich vermiss Ayumi bereits jetzt, aber wir sind noch per Mail im Kontakt.
Gott, ich will wieder zurück. =P


Tenpura-Soba...oooch, soooo lecker!


Ayumi's große Schwester Tomomi mit herrlichem Ausblick auf den Garten vom Onsen.


Ayumi ist sehr naturverbunden und ist überzeugte Shintoistin... UND Buddhistin... UND neuestens seit Okinawa auch ein bisschen Christin. ;)


Hokkaido ist bekannt für sein leckers Softeis. Das da vorn ist meins, aus Bohnen gemacht.


Nur die erste Fuhr von 3en. Die beiden wollten mir einfach alles zum Essen geben

Die Fährenfahrt war dafür äußerst ereignislos. Nach kurzer Eingewöhnungsphase, einem Yuuba-Besuch und einer einstündigen Shimasen-´Vorführung flackte ich mich auch schon ins Bett und schlief auch sogleich ein. Am nächsten Morgen gegen halb 9 hieß es dann auch schon wieder aufstehen, anziehen, waschen und schon konnte ich von der Fähre runter. die 11500Yen war das ganz sicher nicht wert, aber ich hatte ja meinen Spaß am Tag zuvor mit den beiden Mädels. =)


Zumindest ein eigenes Bett gab es, mit Fernseher, Stromanschluss und Rollade


Der Ausblick auf die aufgehende Sonne wär sicher schön gewesen von da, aber hey, ihr kennt mich, warum sollt ich schon so früh aus dem Bett?!

In Sendai brauchte es nicht lange bis ich das Gästehaus fand, eincheckte, duschte und mich dann sogleich auf den Weg in die große Shopping-Street machte. Bei der Heimkehr machte ich einen kurzen Abstecher in einen nahegelegenen Park, wo mich plötzlich ein Junge anquatschte, wies mir denn so ginge (auf Englisch - er war ja auch ein Amerikaner). Er lebt schon seit 14 Jahren hier und meinte, es gäbe in Sendai nicht unbedingt viel zu sehen (dasselbe meinte auch Yui), wollte mir allerdings ein paar gute Plätze zum Relaxen zeigen. Leider hatte ich nicht viel Zeit, da ich bereits mit Yui ausgemacht hatte, am Abend zusammen 牛タン (gyuu tan - Kuhzunge) essen zu gehen, eine Spezialität Sendais. Aber für einen kurzen Sprung in eines der höchsten Gebäude (31 Stockwerke) nahm ich mir dann doch die Zeit und hatte einen wundervollen Ausblick über die Metropole. Er erzählte noch ein wenig von dem Erdbeben letzten Jahres und dessen Folgen und begleitete mich dann zurück zum Hostel (ich hatte meine Karte verloren und wusste nicht, wo lang =P).
Zurück im Hostel lernte ich dann einen 20-jährigen Japaner aus Tokyo kennen, von dem ich dann auch erfuhr, dass er nicht viele Freunde hatte und in der Schule immer gehänselt wurde. Da tat er mir wirklich Leid, und so konnte ich ihm auch nicht absagen, als er plötzlich zusammen mit mir aufstand um sich mit Yui zu treffen. Yui schien von ihm wenig begeistert und es tut mir jetzt noch Leid. Er schien äußerst 不思議 (fushigi - seltsam) und konnte gar nicht mehr dem Bild eines Otakus gleichen, auch wenn er es wollte. Seine Hobbys waren ausnahmslos Anime, Manga und Modellfiguren zusammenbauen. Nun ja, das Essen allerdings war lecker, und Yui und ich machten aus, uns am nächsten Tag nochmals zu treffen um in ein 居酒屋 (izakaya - japanische Bar) und danach zum カラオケ (karaoke - ... Karaoke) zu gehen. Zusammen mit Yoichi ging ich dann noch in ein riesiges Spielegeschäft und danach in ein BOOK-OFF. Er bestand darauf mir etwas zu schenken und kaufte mir so eine kleine, billige Modellfigur von Gundam. Dann wollte er mir sogar noch Mangas kaufen, ich musste ihm diese regelrecht aus der Hand reißen damit er es nicht tat. Zur Vorsicht hab ich sie mir dann selbst gekauft, nicht dass er etwa auf die Idee kam, sie mir heimlich zu erstehen. ;P
Im Hostel hatten sich inzwischen 8-9 Japaner versammelt und tranken und redeten miteinander, sodass es einfach für mich war, in die Konversation einzusteigen, mitzutrinken und zu scherzen. Gegen 2 war's Zeit für Licht-Aus.


Gyuu-tan!


und die Runde im Hostel. Yuumi (ganz hinten im Bild) ist hier derzeit Aushilfsarbeiterin, der Junge der am größten scheint ist der zuvor erwähnte "Otaku"

Gestern war dann anfänglich Ausnüchterungstag, entschied mich dann aber doch mit dem Bus zum 博物館 (hakubutsukann - Museum) zu fahren um wenigstens etwas von Sendai zu sehen zu bekommen. Die normale Ausstellung brachte einem die Geschichte Sendais näher und strotzte von Ausstellungsstücken und (Englischen) Texten davon. Während meines Aufenthalts dort wurde ich plötzlich von einer älteren Dame auf Englisch angequatscht, die mich fragte, ob ich Sendai wohne oder was ich hier machen würde. Man merkte sofort, dass sie gerne mit mir sprach, war sich doch eine freiwillige Führerin für Ausländer in diesem Museum. Allerdings kam ich fast nicht zu Wort, sie redete und redete und redete. Als ich ihr dann sagte, dass ich derzeit keine Hilfe brauchen würde, da ich nur die Texte lesen würde, hatte ich etwas Zeit, mich weiter umzusehen. Das heißt, eine gute Minute, als ich plötzlich ein leises "Hallo, hallo" vernahm, mich umdrehte und einem jungen 小学生 (shougakusei - Schüler) entgegenstand, der sich höflichst verbeugte und die ganze Zeit "Hallo" (und nicht etwa Hello) sagte. Ich unterhielt mich auch mit ihm kurz - hauptsächlich auf Japanisch - und musste mich dann auch schon wieder verabschieden um weiter zu kommen... wieder mal nur für wenige Minuten. Die Dame von zuvor kam wieder angerannt und wir unterhielten uns wieder auf Englisch-Japanisch. Ich erzählte ihr, von wo ich kam (ich sage immer Salzburg, weil sowieso keiner Tamsweg kennt =P), was studierte und so weiter. Sie sah richtig glücklich aus, ich denke, die bekommt nicht so viele Ausländer hier zu Gesicht. ^^° Nach der Verabschiedung hatte ich dann wieder weitere 2-3 Minuten Zeit weiterzugehen, bis sie zurückkam, dieses Mal mit einem alten Herrn im Schlepptau. Sie erklärte mir, er wolle etwas Deutsch sprechen, da er 14 Jahre in Berlin lebte. Der war sowas von herzig. ^^ Gab sich richtig Mühe, die ganzen Wort richtig auszusprechen und meine Gequatsche zu verstehen. Er kannte das Mirabellschloss, Mozart (natürlich), aber sogar die Getreidegasse. Schließlich verabschiedeten sie sich mit "Bon voyage" und ich schlenderte noch weitere 1 1/2 Stunden durch das Museum - es gab eine Spezialausstellung über Inkas.

Am Abend traf ich mich dann - dieses mal alleine - mit Yui und ihren Freundinnen am Bahnhof und wir machten uns sofort auf den Weg zu einem nahegelegenen 焼き鳥店 (yakitori mise - Restaurant mit gegrillten Hühnchen) und aßen, tranken (wow, die Mädels hatten nen Zug, unbeschreiblich) und scherzten. Danach gings etwas angeheitert in eine Karaoke-Box. Bist du des Wahnsinns, die Mädels gingen ab. Standen inmitten des Songs auf (egal, wer gerade sang) sprangen herum, kreischten und klatschten mit als gäbs kein Morgen mehr. Überdies war Yuis Singstimme wunderschön. Wenn ich es nicht live miterlebt hätte, hät ichs nicht geglaubt. Mein Gekreische (Linkin Park, Foo Fighters, Crashtest Dummies, Green Day, Oasis und OK Go) war nichts zum Vergleich der unzähligen gesungenen Anime-Songs die über den Lautsprecher und Bildschirm flimmerten. Am Ende entschieden wir uns noch, in einer Seitengasse in eine Bar zu gehen. Zufälligerweise handelte es sich dabei um eine, die besonders bei Ausländern bekannt war, sodass schnell Kontakt mit Amis, Deutschen und Kanadiern gefunden wurde. Zum dritten Mal seit ich in Japan bin wurde ich wegen meiner Aussprache für einen Ami gehalten. Und zwar von Amis. ;)


Yui! Find ich cool, dass wir uns damals in Marseille kennen gerlent haben und uns seitdem jedes Jahr mindestens einmal treffen. ;)


Mit dem Pad links konnte man die Songs auswählen. Ich wünschte, es wäre ein Zeichenpad gewesen, denn Saito-san (das Mädel) will profesionelle Mangaka werden. Und sie hat das Zeug dazu, könnt ihr mir glauben! Atsuko (das andere Mädel mit dem Mikro) hat gerade erst geheiratet. Congratulations!


Ich hab ihren Namen SCHON WIEDER vergessen, aber sie war ausnahmslos die wildeste. Die hatte beim Trinken schon nen Zug, der wurde gestern nur noch von Maya (dazu später mehr) übertroffen. Hut ab!


Anime-song: Action-time!


Huch, versteckt sie sich oder schummelt sie sich aufs Bild? Weiß ich nich mehr genau, war schon gegen Ende der Karaoke-Session. ;)

Und heute is mal Ruhetag. Wollte eigentlich mit Yui in die ウイスキー (uisukii - Whisky) Factory gehen, aber sie hat mir vor kurzem abgesagt, da sie ins Krankenhaus müsste. Am Abend allerdings gehen wir zusammen ins 映画館 (eigakan - Kino) um uns den neuen るろうに剣心 (Rurouni Kenshin - ein berühmter Manga/Anime) anzusehen - auf Japanisch, sodass ich wahrscheinlich von der Story nichts mitbekommen werde. Vielleicht schnapp ich ja den ein oder anderen Plotfetzen auf. Ich kenn ja zumindest die ersten paar Mangas.

じゃ、またね!

Dienstag, 28. August 2012

55. Wort des Tages

空気を読む
くうきをよむ
kuuki o yomu

die Atmosphäre lesen
wird heutzutage durch die
Abkürzung KY hauptsächlich
für negative Atmosphären
genutzt

Sonntag, 26. August 2012

札幌で遊びに行った - Hokkaido lässt grüßen

Ino's Place - mein derzeitiges Hostel

Wir beginnen diesen aufregenden Eintrag damit, dass ich wieder mal jemanden im Hostel kennen gerlent habe. Handelte sich dieses Mal wieder um einen Australier (dieses Pack, ist auch überall... ;P). Kyle arbeitete auf einem Weingut in Südaustralien, also eher vom Lande, und war 20 Jahre alt. Also, um genau zu sein IST er noch 20, aber er hat das Hostel bereits verlassen und wird deshalb in meinem Universum nur noch mit der Vergangenheitsform genannt.
Da wir dies nun geklärt hätten:
Wir machten uns sogleich aus, am nächsten Tag zusammen das Biermuseum und die Sapporo Factory anzusehen (von der wir dachten, es handelt sich dabei um eine Bier-Brauerei). Gegen 1 war's dann auch endlich soweit und wir stiegen sogleich in die nahe U-Bahn ein, 3 Stationen weiter wieder aus und waren laut Karte auch sogleich nur noch 200 Meter von der Factory entfernt. Als wir diese erblickten, dauerte es eine Weile, sie überhaupt erst wahrzunehmen. Nein, es war keine Bier-Fabrik; ja, der Name kommt allerdings von einer alten Bier-Brauerei auf diesem Platz. Aber alles in allen handelte es sich dabei um ein Einkaufszentrum. Ein eher edles, aber mit herrlicher Aula und einem Teil, in dem man die verschiedensten in Sapporo hergestellten Dinge beäugeln, begrabschen, und natürlich auch kaufen konnte. Zudem fanden wir dann auch noch den alten Schornstein und ein Ziegelhaus, in dem noch immer Bier gebraut wurde. Wenn man dies mit bedenkt, hatten wir ja gar nicht so unrecht mit unserer annahme.
Alte, westliche Gebäude inmitten einer japanischen Stadt wirken etwas merkwürdig, regelrecht unecht. Das Haus an sich war aber durchaus schön. =)




Aber danach wollten wir dann doch etwas mehr von dieser Köstlichkeit wissen, die man in gewissen Ländern als "Bier" bezeichnet. Auf auf zum Biermuseum! Dauerte auch nicht lange, bis wir es gefunden hatten. Gleich mal die erste Überraschung: war gratis!

Dann die zweite Überraschung: alles ausschließlich auf Japanisch, keine Englischen Fakten etc. Ooookay, sehn wir uns halt all die Bilder und Ausstellungsstücke an, und wenn ich was finde, dass mich wirklich anspricht, versuch ich halt mal den Text zu übersetzen. Hatte zur Not auch meinen DS samt Übersetzungssoftware mit an Bord. Wir kämpften uns also durch 2 Stöcke voller Bierflaschen, Bildern, Postern und unheimlich süße Skulpturgärten, durch welche gezeigt wurde, wie Bier hergestellt wurde, und zwar auf eine überaus süße Art. Die Japaner verstehen was von interessanten Aufmachungen in Museen, das hab ich schon gemerkt.
Letztendlich gings dann in die Tasting-Hall, wo man um einen günstigen Preis eine kleine Kostprobe des Sapporo Biers... nun ja, kosten durfte. Das haben wir uns nicht zwei Mal sagen lassen, uns ein kleines Bierchen bestellt, ne kleine Packung Snacks dazubekommen, uns hingesetzt, ausgetrunken, und schon gusterte es uns nach MEHR!









Keine 20 Meter weiter gings dann also ab in den Sapporo Bier Garten, einer großen Halle mit vielen Tischen, auf denen kleine, runde BBQ-Griller standen. Mir wurde schon zuvor gesagt
, dass es sich dabei um die Grillplatten der bekannten Sapporo Spezialität "Dschingis Khan" handelt. Wir wurden sofort zu einem freien Tisch gebeten und bekamen Plastiktaschen um unsere Rucksäcke zu verstauen, damit sie nicht vom Fett bespritzt werden. Nette Idee.
Um nicht all zu lange aufs Essen warten zu müssen, entschieden wir uns sofort für eines der möglichen Menüs und kurze Zeit später wurden uns auch gleich 2 Platten mit Gemüse (Bambussprossen, Avocado, Kohl und Zwiebeln) und 2 Platten mit Lammstreifen serviert. Gott, sah das lecker aus! Noch kurze Instruktionen, wie das Essen auf den Grill aufzulegen war, und dann konnte es auch schon los gehen!
Moment, nein, da fehlt natürlich noch was! Wir waren in einem Bier Garten, also musste natürlich ein Bier her. Während ich mich für ein Maß Classic Sapporo entschied, war Kyle mit dem 0,5l Krug etwas genügsamer. Aber noch bevor wir für unseren ersten Schluck ansetzten konnten, wurden wir gefragt, ob wir nicht doch lieber 飲み放題 (nomihoudai - so viel trinken, wie man möchte) auswählen wollten. Da es sich dabei um 100 Minuten handelte und mit 1600 Yen nur um 600 Yen teurer war als mein bestelles Maß blieb uns ja fast nichts anderes über. ;)
So kamen alle 15 Minuten jemand an den Tisch und fragte, ob man noch etwas trinken wollte. Feiner Service. Die Bierkarte wurde zunächst von oben nach unten durchprobiert - man muss doch einen Vergleich zu bestehenden Bieren aus Österreich ziehen können - danach gesellten sich noch ein heißer und ein kalter Sake hinzu und als wir dachten, wir hätten die 100 Minuten voll ends ausgeschöpft, wurde uns sogar noch NACH der abgelaufenen Zeit ein Bier hingestellt. YES!
Das Essen war auch Hammer! War bis dato mein teuerstes Essen gehen, aber das hat sich SOWAS von gelohnt!

 Vorher...

 ...mittendrin...

...nachher
Die kurze Geschichte unseres Essens

Etwas beschwipst, aber noch gut zu Fuß, stapften wir noch zum 札幌時計台 (Sapporo tokeidai = Sapporo Uhrturm) wo es einige Schreckminuten gab, als ich plötzlich in meine Hosentasche griff, aber keine Kamera ertasten konnte. Eine kurze Suche später konnt ich sie jedoch einfach auf dem Gehweg liegend bergen. Niemand hatte sich auch nur getraut sie zu berühren. Hatten die alle Angst oder waren sie einfach nur unglaublich ehrlich?
Schließlich ließen wir die Innenstadt Innenstadt sein und fuhren zurück nach 白石 (Shiroishi), wo ich unbedingt noch in eine Karaoke-Bar wollte, Kyle jedoch nicht das Geld dazu hatte und schnell zum Hostel lief, um noch welches zu holen. Ich wartete nun gute 10 Minuten (das Hostel war gerade mal ne halbe Minute entfernt), gabs schließlich auf und kehrte auch zurück. Kyle indes wartete im Hostel auf mich. Hatten wohl etwas Kommunikationsschwierigkeiten. Freundete mich darauf noch schnell mit 2 Japanern und einer Koreanerin an und blieb mit ihnen noch bis 3 Uhr in der Früh auf.

Kein "Cheese" oder "Victory" von mir, bastards!

Nächster Tag: Ausnüchterungstag
Tag darauf: machte mir mit (Ayu) aus, wir würden uns gegen 6 beim 中島公園 (Nakajima kouen = Nakajima Park) treffen und etwas Essen gehen. Bis dahin schlenderte ich noch etwas durch die Stadt, sah nochmals den Uhrturm (diesmal nüchtern und ausgiebig), das alte Regierungsgebäude (wieder eine europäische Baute aus roten Ziegeln), kurz das Vergnügungsviertel すすきの (Susukino) und danach noch für ne Stunden den zuvor erwähnten Park. Letzten Endes konnte ich auch den Treffpunkt ausmachen, wo ich sofort Ayu entgegenlief. Sie war nett und hübsch wie eh und je! Und konnte noch immer kein Wort Englisch. =P

Gingen somit zusammen in ein Lokal, bei dem sie bereits reserviert hatte. Natürlich war's wieder ein Dschingis Khan Restaurant, aber da ich das ohnehin schon letztens liebte, wars dieses Mal auch wieder großartig! Unterhielten uns pipifein und nachdem wir kurz über die Beatles sprachen, meinte Ayu, sie kenne da eine Bar, bei der nur Beatles gespielt werden würde. Nichts wie hin! (Ayu zahlte das gesamte Essen und Trinken -.-°)
5 Minuten Gehzeit später kamen wir auch in gesagter Bar an. Wir waren die einzigen Gäste (es war mit 8 Uhr auch ziemlich früh), was uns allerdings nicht davon abhielt die Showeinlage zu genießen. "Showeinlage" hör ich da jemanden fragen? Tjahaa, das war ja das tolle an dem Lokal! Jede Stunde wurde in einer kleinen Ecke live kurze Mitschnitte von den Beatles vorgetragen. Die Typen waren Hammer! Sie spielten atemberaubend gut, hatten ne tolle Englische aussprache und waren auch sonst recht lustig. Was sogar noch besser war: man konnte ihnen einen Zettel mit 3 Liedwahlen geben, die sie immer auch sofort abspielten. Besonders deswegen so unbeschreiblich, da man von der gesamten Diskografie der Beatles seine Songs aussuchen konnte (es gab dafür eine eigene Mappe), bei denen sich auch zwei Deutsche Versionen der Beatles befanden, von denen ich natürlich sofort "Sie liebt mich" auswählte. Komischerweise war ihre Aussprache sehr gut (sie sprachen ansonsten kein einziges Wort Deutsch - oder Englisch =P).
 

Der Akku der Kamera war aus, deshalb gibts nur verschwommene Handy-Fotos; auch der Grund dafür, dass es (noch) keine Bilder von Ayu gibt

Leider musste Ayu bereits um 10 gehen, ich entschloss mich jedoch dafür, noch eine Weile in der Bar zu bleiben. Ayu überreichte mir お土産 (omiyage = Mitbringsel) ihrer Schwester, ich begleitete sie zum Lift und dann durfte ich mein erstes Erdbeben miterleben. War ein seltsames Gefühl, aber irgendwie - ich weiß, wie das klingen mag - wars sehr geil.
Ich kehrte also zurück auf meinen Sessel - die Bude war inzwischen richtig voll - und bestellte mir nochmals ein Nomihoudai für eine weitere Stunde (das letzte hatte schon wieder Ayu bezahlt -.-°!). Nachdem ich mir etwas einsam vorkam, setzte ich mich zu einem jungen Japaner, mit dem ich auch gleich ins Gespräch kam und keine 10 Minuten später, gesellte sich ein älterer Herr zu uns, der uns zuqatschte, jedoch auch alle darauf folgenden Getränke bezahlte.
Nach Türschluss gegen 1 wollte noch niemand nach Hause, also raus aus dem Hochhaus, zwei Ecken weiter ins nächste 居酒屋 (Izakaya = japanische Bar) und weiter gings. Speißen wurden aufgetischt, Getränke eingeschenkt und wieder musste ich keinen Yen davon selbst bezahlen. Ich hatte sooo ein schlechtes Gewissen in jener Nacht, aber immer, wenn ich sagte, ich würde das schon zahlen, meinten sie, sie wären so dankbar, dass ich mit ihnen reden würde, das wäre das Mindeste. ^^ Netter Haufen.
Irgendwann dann stand der ältere von den beiden auf und verließ einfach den Raum. Wir anderen zwei dachten, er sei einfach nach Hause und quatschten so noch gut eine Stunde zu zweit weiter. Schließlich wurden auch wir müde, standen auf und waren gerade auf dem Weg nach draußen, als uns der Barbesitzer nachrannte, mir meine vergessenen Omiyage überreichte und uns ins Hinterzimmer führte, wo der zuvor das Zimmer verlassende Herr ziemlich fertig auf den Stufen saß. Wir halfen ihm auf und schleppten ihn zu einem Taxi. Eigentlich wollte ich danach zu Fuß nach Hause (um 4 gehen keine U-Bahnen), aber da Yusuke meinte, es wäre doch etwas weit, setzte ich mich eben zum ersten Mal in ein Taxi in Japan. War nicht gerade billig (1400 Yen für ein paar Minuten), aber ich war einfach zu fertig und zu müde. Mit dem Taxifahrer ließ sich auch noch ganz gut (japanisch) quatschen.

Heute war ich dann nur etwas in der Stadt. Wollte mir den Botanischen Garten anschauen, der hatte allerdings bereits geschlossen. Immerhin war ich auf dem Weg dorthin durch den Odori-Park gelatscht. War auch ganz schön. Danach bin ich noch rauf auf den Sapporo TV Tower. Für 700Yen wurde mir da echt zu wenig geboten, aber das ein oder andere schöne Foto konnte ich schon schießen.




 
So, und jetzt fahr ich mit Ayu nach 小樽 (Otaru), ihrem Geburtsort und Anlegestelle für die Fähre, mit der ich gekommen war. Man hört sich!

またね!