Freitag, 19. August 2011

追い付いてま~す - der letzte Rest Kyotos

Wir haben nun die Groß-Großstädte mal hinter uns gelassen und es uns dafür in einem japanischen(!) (mit (tatami; Tatami-Matten) ausgelegt und Futon-Betten) Zimmer eines Hostels in Nara gemütlich gemacht. Ist zwar nicht ganz so billig, wie der Rest bis jetzt, aber einmal sollte man schon in einem japanischen Zimmer schlafen, wenn man schon mal in Japan ist (genau so, wie man mal in einem Kapsel-Hotel schlafen sollte; Check uuuuund check!).

Da wir allerdings heute nur 2-3 Stunden geschlafen haben, da wir gestern Abend noch einen wunderschönen Anblick Osakas erleben durften und danach den letzten Abend in Osaka mit Karten-Spielen, Reden und Trinken verbracht haben - und das natürlich etwas länger gedauert hat - und wir heute früh (und diesmal mein ich wirklich vor Mittag, wenn ich früh sage) uns mit Ayumi-san getroffen haben, werden wir mal ein wenig リラックスしてる (rirakkusu shiteru; relaxen) und nichts weiter besonderes unternehmen. Wer sich nicht mehr erinnern sollte: Ayumi war eine Mit-WWOOFerin bei unserer Arbeit, die gerade auf Japanrundreise ist und zufällig zur gleichen Zeit eben nun in Osaka war. Sie war so goldig und hat uns dann auch prompt ihren Freund vorgestellt - der uns zum Frühstück eingeladen hat. =)

Wie dem auch sei, eigentlich möchte ich heute euch ja noch die letzten besonderen Geschehnisse Kyotos erzählen. Ich will euch allerdings nicht mit den "Wir-schlendern-mal-durch-die-Stadt"-Geschichten, von denen es einige gäbe, quälen sondern gleich zu den spannenderen Dingen kommen. Da wär zuerst mal unser 1. Mal richtig fortgehen in Japan:

Es war ein ...xxx...(man füge hier bitte den geschätzten Wochentag ein, weil wir's beim besten Willen nicht mehr wissen), und wir lernten am Vortag einen netten Amerikaner aus Tennesse, Nashville kennen. Selbiger studierte für 2 Monate bereits in Kyoto und meinte zu wissen, wo man abends hinschauen könnte. Gesagt, getan. Mit einem weiteren Amerikaner - einer von der Sorte, der seeeeehr gerne über seine bisherige Berufslaufbahn erzählte; nichtsdesto trotz total nett - im Gepäck watschelten wir um 9 Uhr Richtung nahe gelegenen Fluss, wobei uns in einer Gasse sogar eine richtige 芸者 (geisha; Geisha) entgegenkam. Am Fluss wurden wir mit Lichtern und vielen Mädels in Yukatas begrüßt, was allerdings leider nicht an meinem Auftreten lag, sondern an dem kleinen Matsuri, das zufälligerweise gerade gefeiert wurde. Wir kamen aber zu spät, die Stände machten gerade dicht und uns blieb nichts anderes übrig, als beim nächstbesten Konbini Bier und 酎ハイ (chuuhai; Limo + Sake) einzukaufen und uns neben den Fluss zu den anderen Gaijin und Englisch-sprechenden Japanern zu hauen. Dort wollten wir eigentlich bis 11 Uhr auf eine weitere (japanische) Mitstreiterin warten, die allerdings dann, als ich von jemandem das Handy ausborgen durfte, um sie anzurufen, prompt absagen musste weil... irgendwas; ich hab sie nich verstanden. =P
Also weiter zu einer wirklich kleinen, allerdings netten Bar im 2 Stock, irgendwo im Gion-Viertel. Die Preise waren mit 500Yen pro Getränk überschaubar (was nicht unbedingt billig bedeutet!) und auch kleine Snacks ließen sich in dieser Preisklasse bestellen. Neben uns am Tisch saßen zwei Japanerinnen und ein Amerikaner, die wir kurzerhand in Konversationen verstrickten - hauptsächlich in Englisch, da die beiden Japanerinnen Englisch studierten und bereits einige Monate (oder gar Jahre?) in englischsprachigen Ländern verbrachten, was die Kommunikation um einiges erleichterte. Jake allerdings (der 新しい (atarashii; neu) Amerikaner in der Gruppe) hatte eine äußerst, ÄUßERST seltsame Art, Japanisch zu sprechen.
Mal davon abgesehen, dass er es wirklich flüssig beherrschte (nach nur wenigen Monaten lernen), hatte er seine ganz eigene "Methode" entwickelt, bestimmte Wörter in einem Satz auszusprechen und zu betonen. Ich versuche euch das mal so gut wie möglich zu erklären:

Wir nehmen hier zum Beispiel den kurzen Satz 「どこで食べた?」 (Doko de tabeta?; Wo hast du gegessen?). Wie wir ja bereits wegen den Ausspracheregeln wissen, würden wir das ziemlich genau so aussprechen, wie wir es auch lesen. Jay allerdings sprach das folgendermaßen aus:
Doko de-e-e tabeta-a-a?
Nein, ihr habt nicht falsch gelesen; Nach bestimmten Satzteilen (das dauert etwas zu lange, um genauer darauf einzugehen) verdreifachte Jay einfach den letzten Vokal und betonte das Ganze dann so:
Doko de-e-E tabeta-a-A?

Die Legende hierfür:
i = normale Betonung + normale Lautstärke
i = geringe Betonung + leise
I = übertriebene Betonung + laut

Es klang genau so seltsam, wie es sich liest, und ich bin gern bereit, das ganze per Sound-Datei zu unterstützen, wenn die Nachfrage dafür besteht. ;) Seltsamerweise scheinen die Japaner ihn trotzdem (oder gerade deswegen?) gut verstanden zu haben. Aber das kann kein Standard-Japanisch gewesen sein, außer ihn haben wir nie jemand anderen so einzigartig sprechen hören. Sehr verdächtig...

Aaaaber weiter mit unserer Geschichte-e-E:
Wir tranken und aßen also in dieser Bar, bis endlich eine Wasserpfeife frei wurde und wir uns auch noch so eine gönnten. Billig war das ganze im Endeffekt nicht (ich glaube, unser Tisch alleine hatte gut 8000 Yen zu bewältigen), aber Matt (der zweite Amerikaner) nahm das in die Hand und zahlte gleich mal 5000 Yen davon. Sag ich nich nein.

Wir waren nun also schon etwas angeheitert, wollten aber noch mindestens in einen Club schauen. Nate, der sich ja bekanntlich etwas besser auskannte, lotste uns zu einem offenbar sehr beliebten - da lange Schlange vorhanden - Club, der von einem mächtigen Türsteher bewacht wurde, der von Nate widerum gleich mal angequatscht wurde, wie viel der Spaß denn kosten würde. Gute 2 Minuten später, waren wir auch schon auf der Suche nach einem neuen Club. Zum einen, da der Eintritt zu hoch war, zum anderen hatten Bianca und ich unsere 旅券 (ryoken; Reisepass) nicht mit, wodurch uns der Eintritt sowieso verwehrt geworden wäre.

Nach kurzem Vorbeischaun in einem Club, in dem ein Freund von einem der beiden japanischen Mädels (die haben wir natürlich mitsamt Jay mitgeschleppt) arbeiten sollte, haben wir uns dann doch für eine etwas heruntergekommene, jedoch recht 安い (yasui; billig) Bar entschieden. Die Mädels und Nate fingen auch gleich Mal ein, herumzushaken und Anfangs machte mir das auch Spaß (zwei weitere männliche Japaner tanzten die Mädels darauf an), aber irgendwann hatte ich die Lust verloren und ich beschloss mich alleine mal in einer anderen Bar umzusehen (ahja, ohne irgendjemanden von meinen Leuten was Eindeutiges zu sagen - sorry guys!). Kurzes Umherirren später dachte ich mir, ich sollte doch mal in eine カラオケ (karaoke; Karaoke) Bar schauen, wenn ich schon mal in Japan bin und bin schnurstracks gleich zur ersten, wieder im 2. Stock gelegenen Bar gegangen.

Die Leute dort waren wohl eher nicht so auf ausländische Gäste spezialisiert, da niemand auch nur ein Wort Englisch redete oder verstand, was mich allerdings zum Kommunizieren im Japanischen brachte. Aber, wie's halt so ist, in meinem damaligen Zustand war jenes wohl eher nicht so der Hammer. Nichts desto trotz konnte man sich verständigen. Als ich gefragt wurde, ob ich auch was singen wollte, wurde mir eine dicke Mappe mit allerlei (uta; Lied) aufgetischt (mitunter auch Deutsche, Englische, Französische, etc...), die zur Auswahl standen. Fragt mich jetzt bitte nicht wieso, aber aus irgend einem Grund fiel mir auf die Schnelle einfach kein anderes Lied ein als "Last Christmas", das der Barbesitzer auch sofort in die Maschine packte und mir das Mikrofon entgegenstreckte (welches ich natürlich zuerst mal auf die Theke fallen ließ). Angeheitert wie ich war, gröhlte ich etwas ins Mikrofon, das nur schwer als echtes Lied zu identifizieren war, weswegen mir ein weiterer Kunde schließlich aushalf und einer der Kellner lauthals (ohne Mikro) mitsang, während er begeistert auf dem Tamburin herumschlug.

Alle Dinge gehen mal zu Ende, und nachdem ich bezahlt hatte (war teuer, glaubts mir), und die Bar geschlossen wurde, machte ich mich auf den Weg zurück zum Hostel. Das heißt, ich versuchte mich daran zu erinnern, wo ich hin musste, kam aber - wen wunderts - nicht so recht auf einen grünen Zweig, weswegen ich, bepackt mit meiner immerparaten Stadtkarte - gleich mal die ersten Leute auf der Straße fragte, wo ich denn gerade auf dieser Karte sei. Die meisten zeigten mir irgendetwas, was mir nicht wirklich weiterhalf. Schließlich sprach ich einen alten Mann an, der mich am liebsten gar nicht mehr weglassen wollte, als er erfuhr, dass ich ein wenig 日本語 (nihongo; Japanisch) sprach (wir haben auch unsere e-Mail-Adressen ausgetauscht - was ich erst am nächsten morgen wieder herausfand, als ich eine E-Mail von ihm bekam; ich musste ihm leider 2 Mal absagen, uns nochmals zu treffen, da Bianca und ich beide Male bereits was geplant hatten). Aber dann ließ er mich doch gehen und ich sprach zwei - in meinen Augen (verweis auf meinen damaligen Zustand) japanische - Asiaten an, die sich allerdings dann als englissprachige Koreaner herausstellten und mir dann Gott sei Dank endlich auf die Sprünge helfen konnten. Nebenbei gesagt: das Herumlatschen und Befragen der Leute dauerte so lange, dass ich mir dabei nochmals 2 Mal ein Bier in einem Konbini kaufen konnte. ;)

Gegen 7 dann ließ ich mich ins Bett fallen und schlief gleich darauf ein.
4 Tage später, nachdem wir kurz nach 宇治 (uji; Uji) gefahren waren, um ein großes Feuerwerk anzusehen, schauten mich zwei Typen am Busbahnhof etwas seltsam an. Plötzlich sprach mich einer der beiden an: "You don't know me anymore, do you?" und ich sagte natürlich "No...?" worauf mir geantwortet wurde "You asked me for the way to your hostel 4 days ago" ... was mir ÄUßERST peinlich war. Es waren natürlich die beiden Koreaner, die mich offenbar wiedererkannten. Wir redeten noch etwas weiter - die Jungs waren wirklich nett! - und verabschiedeten uns dann, als die letzten Busse in unsere Richtung fuhren. Also, die Welt ist Dorf, echt jetzt...

Boah, ich wollte ja eigentlich diese Fortgeh-Geschichte nur als Auftakt zu unseren weiteren Sightseeing Touren in Kyoto schreiben, aber es ist jetzt einfach so viel geworden, und ich bin bereits schon wieder sooo durstig (Bier liegt auf meinem Bauch parat), dass ich euch einfach mit ein paar Fotos des Kin- und Ginkakujis abspecken werde und somit endlich das Kapitel "Kyoto" beenden kann. Glaubt mir, zu den beiden Tempeln lässt sich wirklich nicht viel sagen, da sagen die Fotos an sich schon tausend Worte mehr. Also, klickt drauf und genießt den Anblick der Sehenswürdigkeiten Kyotos:


..irgendwo vorm Kinkakuji...


...der jetzt hier zu bestaunen ist (das da hinten ist er, lasst euch nicht durch Bianca täsuchen)


Ich wollte kein Mainstream-Foto, also ließ ich ein ... Mainstream-Foto von mir schießen; WTF?


Der Teich war dreckig, alles andere schön


In seiner ganzen Pracht


 "Ich hab mir den anders vorgestellt!"


Brandschutz der ersten Klasse


Kommt, wir machen aus Kinkakuji ne Touristen-Attraktion und ziehen denen dabei noch etwas mehr Geld aus der Tasche, am besten in ALLEN Sprachen!


Eisautomat; 'nough said


かわいい!Wirkten allerdings "etwas" verunsichert


Ein Stein in einem Feld aus Sand - awesome!


 ...und jetzt kurz vorm Ginkakuji...


Der Beweis: japanisches Bier und Chuuhai beinhalten zu viele Wachstumshormone


Ginkakuji in seiner ... naja ... äh ... Pracht(?)


obligatorisches Von-oben-runter-schau-Foto darf nicht fehlen

Im Grunde gibts nicht viel mehr von Kyoto zu erzählen. Wir sind einmal nach Omi-Maiko zum Biwa-See gefahren (DER Aufreißer-Strand schlechthin), haben verschiedene Shopping-Streets angekuckt, ein wenig in der nahen Arcade-Halle gezockt (Trommel-Spiel FTW!) und gechillt.
Danach sind wir nach Osaka, das in diesem Blog als nächstes dran kommt, sofern ich weiterhin die Zeit und Lust finde, euch von unseren "Abenteuern" zu erzählen (darf ich das überhaupt als solches bezeichnen? Wirklich gefährlich ist hier nämlich eigentlich nix).

Dementsprechend, ruht euch ein wenig aus um für den nächsten Eintrag wieder fitt zu sein. Ich werde Selbiges natürlich auch in Anschlag nehmen. Zumindest bis morgen, wenn wir uns die Sehenswürdigkeiten in Nara ansehen.
Na denne,

またね!

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